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17.02.2006

Filmpioniere Teil 6

Heinrich Zwicky (*1918): Nimmermüde der Amateurfilmerei zugetan

Der folgende Lebenslauf ist von Walter Bauer verfasst worden.

Der Amateur-Film- & Video-Club Zürich (AFZ) konnte dieses Jahr (2003) die 60-jährige Mitgliedschaft seines Ehrenmitgliedes Heinrich Zwicky feiern. Das Besondere: Heini, geboren 1918, erfreut uns immer noch mit seinen Filmen an den Wettbewerben und reiht an seine 9,5-mm-, 8-mm-, 16-mm-, Super-8- und Digitalvideo-Filmen immer noch neue.

Zwei Anlässe waren der Grund dafür, dass er sich schon als Schüler für den Film zu interessieren begann. Der erste: Sein Vater, Sekundarlehrer in Altnau am Bodensee, hatte einen Kollegen, der einen Pathé-Baby 9,5-mm-Projektor besass. Mit kurzen Leihfilmen wurden im Bekanntenkreis Vorführungen veranstaltet, bei denen oftmals auch Heini nicht fehlte. Der zweite: Alle ein bis zwei Jahre kam mit dem Schul- und Volkskino ein Operateur mit seinem tragbaren 35-mm-Projektor in die Dorfschule und führte einige Filme vor. Für die Schüler gabs Kulturfilme, wie man damals die Dokumentarfilme nannte, und natürlich auch Trickfilme mit der Mickey Mouse. Heini genoss das Privileg die Filme zurückspulen zu dürfen. Dazu konnte er zuschauen wie der Operateur die Filme ohne richtige Klebepresse zusammenmontierte, wobei er an den Klebestellen die Emulsionsschicht von Hand mittels einer Messerklinge wegschabte. Für Erwachsene zeigte man Spielfilme. Die Vorführungen waren immer gut besucht, musste man doch sonst für ein Kinovergnügen nach  Romanshorn, St. Gallen oder Konstanz reisen.

Wen wundert es, dass Heini sich als Belohnung für die bestandene Matura 1937 eine Filmkamera wünschte. Seine Mutter finanzierte ihm eine ganz einfache Pathé 9,5-mm-Kamera mit Fixfokus-Objektiv und Federwerk-Antrieb. Eine Kamera, die erstaunlich gute Bilder brachte und während mehr als zwanzig Jahren benützt wurde. Anfänglich drehte Heini nur Familien-, später dann auch verschiedene Wettbewerbsfilme.

Sein Bruder Fritz Zwicky war Turner. Vom Thurgauer Kantonal-Turnfest 1939 wollte er einen Film drehen. Deshalb kaufte er eine Bolex H16 Kamera. Heini half bei der Produktion mit, und es entstand ein ansprechendes Werk, das die beiden Brüder in vielen Vereinen im ganzen Kanton vorführten. Sein Bruder verlor bald das Interesse an der Filmerei worauf Heini ihm die Bolex-Kamera abkaufte.

Als Ingenieur-Student an der ETH verlegte er sein Domizil nach Zürich. Der Krieg kam und damit der Militärdienst. Im Urlaub las er 1942 in einer Zürcher Tageszeitung von einer öffentlichen Vorführung von Amateurfilmen. Bei diesem Anlass sah und hörte er das erste Mal auch Amateurfilme mit Musik. Im Juli 1943 trat er in den Kleinfilm-Club Zürich ein. «Kleinfilm» war damals eine gebräuchliche Bezeichnung für das 9,5-mm-Filmformat. Dieser Club wurde ein paar Jahre später in Amateurfilm-Club Zürich (AFZ) umbenannt. Wie man sieht, ist es eine lange Mitgliedschaft geworden, von der Heini anfänglich viel profitierte. Später hat er seine reiche Erfahrung freimütig an die Mitglieder weitergegeben.

Mit der 9,5-mm-Kamera drehte er vorwiegend Familienfilme, mit der H16 jedoch Dokumentar- und Fantasiefilme, die an Club- und Landes-Wettbewerben gute Medaillenplätze erzielten: z.B. «Es war einmal …», «An Bord eines Frachters», «Oel-Pastell», «Posada» (Sardinien), «Begegnung mit Wien», «Venezianische Impressionen», «Im Inselreich Dänemark», «Mühlen an der Pliva» (Kroatien),  «Reflexionen», «Zeit und Ewigkeit». Ab 1960 bzw.1970 entstanden auch einige erfolgreiche 8-mm- und Super-8-Filme, z.B. «Buntes Sarajevo», «Im einstigen Ragusa» (Dubrovnik), «En un Pueblo Catalán», «I der Mitti vo der City» (Zürich), «Stiebende Wasser, rauchende Erde» (Island). Eine besondere Stärke des Autors liegt in der gekonnten und raffinierten Tongestaltung seiner Filme.

Während fünfzehn Jahren als Vorstandsmitglied, davon fünf Jahre als Clubpräsident, und in den zehn Jahren als Zentralpräsident des Bundes Schweizer Film-Amateure (BFSA) sowie als Präsident der UNICA, dem Weltverband der Filmamateure setzte sich Heinrich Zwicky immer voll für unseren Club und den Amateurfilm im Allgemeinen ein. Er war auch Mitautor des 1964 und 1966 vom Gemsberg-Verlag Winterthur und München publizierten Buches «Bolex-Praxis» von Max Abegg, für welches er das Kapitel «Tonfilmpraxis» verfasste.

Walter G. Bauer

Fortsetzung folgt


Heinrich Zwicky.

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