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26.01.2018

«Die Analogfotografie hat etwas Entschleunigendes»

Ars-Imago Fotoladen für Analogfotografie
Alles analog: Bei Ars-Imago bleibt die Digitalfotografie aussen vor.

Der Fotoladen Ars-Imago an der Badenerstrasse in Zürich setzt voll auf die analoge Fotografie. Samuel Trachsel erklärt, warum auch junge Leute den Zelluloid-Film neuerdings wieder hip finden.

Samuel Trachsel, wer sind eure Kundinnen und Kunden?
Unsere Kundinnen und Kunden sind sehr durchmischt – von älteren Generationen, welche die Filmfotografie nie ganz aufgegeben haben, zu ganz jungen Kundinnen und Kunden, für die die analoge Fotografie zu erforschendes Neuland ist. Gerade letztere, welche völlig digital aufwuchsen sind total baff, wenn sie das erste Mal mit der ausgeleihten Kamera der Eltern oder gar Grosseltern einen ersten Film entwickeln. Es ist schön zu sehen, dass die Nachfrage nach einer Alternativen zur digitalen Fotografie gerade stark wächst.

Warum interessieren sich diese Leute für den Analogfilm?
Wir denken, dass nach der digitalen Revolution so manchen das ganze auch etwas verleidet ist. Das Smartphone hat man ja immer dabei, man kann also immer und überall ein Foto schiessen. Die analoge Fotografie hingegen ist ein Handwerk, das einem herausfordert. Analog zu Fotografieren wird zunehmen wieder als Kunstform oder erfüllendes Hobby entdeckt. Für mich hat die Analogfotografie auch etwas Entschleunigendes.

Welche Rolle nimmt der Analogfilm in Zeiten der Digitalisierung ein?
Es ist schön zu sehen, dass die Diskussion analog/digital nicht mehr so heftig geführt wird, sondern die analoge Fotografie als eigenständige Alternative zur digitalen angesehen wird. Digitalkameras sind Punkto Auflösung und Belichtungstoleranz mittlerweile sowieso überlegen. Der Analogfilm hat aber einen anderen Look und fühlt sich anders an. Das mögen die Leute und das ist schlussendlich alles, was zählt.

Welche Produkte verkaufen sich besonders gut?
Vor allem Verbrauchsmaterialien wie Film, Chemie und Papier verkaufen sich sehr gut. Wir sind aber auch total glücklich, dass sich das ganze Sofortbild-Sortiment, trotz immer noch eher hohen Preisen, gut verkauft. Zudem waren wir überrascht, dass auch der Occasionen-Markt sehr lebendig ist und die Preise für gute Hasselblad- oder Nikon-Kameras immer noch intakt sind.

Und wie steht es bei euch im Super 8?
Momentan führen wir nur einen Doppel-8-mm-Film im Sortiment. Wohin es mit Super 8 gehen wird, ist nach unserer Ansicht nicht ganz klar. Ich denke einer der Hauptprobleme ist, dass die Filme nur noch im Ausland entwickelt werden können. Aber es wäre toll, wenn dieses wirklich schöne Filmformat einen neuen Schub erhielte.

Welche Rolle spielt der Analogfilm in Zukunft?
Wir sind überzeugt, dass die analoge Fotografie weiterhin Bestand hat und es sogar etwas aus der Nische schaffen wird. Gerade als kreatives Medium ist die analoge Fotografie sehr spannend. Im 2018 geben wir eine einfache Entwicklungsdose «LabBox» heraus, mit welcher der ganze Filmentwicklungsprozess noch zugänglicher wird. Unser Ziel ist es, mit unseren eigenen Produkten, wie beispielsweise mit der Chemie, möglichst gute und preisgünstige und vor allem einfache Produkte zu haben. In der analogen Fotografie fürchten sich noch sehr viele begeisterte Fotografen vor dem Aufwand. Darum setzten wir alles daran, möglichst allen den Zugang zur analogen Fotografie zu ermöglichen. Analog kann und soll einfach sein. Dann sehen wir eine sehr rosige Zukunft für den Analogfilm.

Samuel Trachsel arbeitet als Allrounder bei Ars-Imago.

Ars-Imago Fotoladen
Badenerstrasse 211, 8003 Zürich
www.ars-imago.ch

Ars-Imago Fotoladen für Analogfotografie
Prunckstücke hinter Glas: Leica-Kameras von anno dazumal.

Ars-Imago Fotoladen für Analogfotografie
Selbst ein grosser Fan der Analogfotografie: Samuel Trachsel (l.)

Ars-Imago Fotoladen für Analogfotografie
Wo einst Foto-Ernst stand, steht jetzt Ars-Imago geschrieben.